Ethik-Gedöns - was soll das eigentlich?

 Seit einigen Tagen liegt mir eine Situation im Magen. Vor Kurzem wurde ich angeschrieben mit der Bitte, einen Hund zu kontaktieren. Dieser hatte den anderen Hund im Haushalt mehrfach gebissen und wurde deshalb an eine andere Familie abgegeben. Die Person, die mir schrieb, war in großer Not, das konnte ich aus ihrer E-Mail herauslesen, und haderte noch immer mit der Entscheidung, ihren Hund abgegeben zu haben. Ihr Wunsch an mich war, ihn zu fragen, wie es ihm in der neuen Familie geht, und vor allem, ob er vielleicht doch wieder zu ihr zurück möchte. 

Und hier begann es schwierig zu werden. Denn ich unterliege mit meiner Arbeit dem Ethik-Code und bekenne mich auch voll und ganz dazu.

 

Ethik-Code? Das hören viele Kunden in der Tat zum ersten Mal… Dieser Code, oder diese Verpflichtung, wenn man so will, besagt (unter anderem), dass ich nur dann mit einem Tier Kontakt aufnehmen darf, wenn ich den Auftrag des für das Tier verantwortlichen Menschen habe. Sprich: Ich brauche einen direkten Draht zu der Person, die für das Tier Entscheidungen trifft. In diesem Fall wäre das die neue Familie, bei der der Hund lebt. Habe ich diese Ansprechperson nicht, entsteht folgendes „Dilemma“ (um es mal etwas beschönigt auszudrücken): 

Nehmen wir mal an, dieser Hund sagt mir im Rahmen einer Tierkommunikation, dass es ihm in der Tat nicht gut geht und er alles dafür tun würde, wieder zurück zu seiner vorherigen Familie zu kommen… wie soll dann der nächste Schritt aussehen? Die Realität ist: Das Tier wurde abgegeben, es gibt mindestens einen Abgabe- wenn nicht in unserer Zeit sogar einen Kaufvertrag. Und wie hoch stehen die Chancen, dass seine neue Familie, die von der Tierkommunikation nichts weiß, darauf eingeht und das Tier zurückgibt? Genau, eher gegen null… Ein solches Gespräch richtet mit großer Wahrscheinlichkeit großen Schaden an. Es hinterlässt im schlimmsten Fall ein hochgradig enttäuschtes Tier, dessen Wunsch nicht erfüllt werden kann, von den Auswirkungen auf den vorherigen Halter mal ganz abgesehen. Denn diese Person müsste nun mit dem Wissen leben, dass die Entscheidung, das Tier wegzugeben, vielleicht falsch war, aber nicht rückgängig gemacht werden kann. (Allerdings möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Tiere häufig weit besser als wir Menschen in der Lage sind, sich auf neue Umstände einzustellen und einzulassen. Sie leben im Moment. Selbst wenn sich das Leben drastisch verändert hat, selbst wenn sich Bezugspersonen ändern. Natürlich gibt es Trauer und Verlust, doch dies ist in den allermeisten Fällen gepaart mit einer unglaublichen Fähigkeit das Jetzt anzunehmen, wie es ist.)

 

Auch wenn es um weniger „dramatische“ Themen geht, bleibt in der Basis das gleiche Ergebnis: Wenn ich mit einem Tier spreche, dessen Mensch mich nicht beauftragt hat, öffne ich dem Tier zuerst einen Kanal, um sich mitzuteilen, um Wünsche und Bedürfnisse zu äußern - um ihm dann zu sagen, dass ich leider rein gar nichts tun kann, damit sein Mensch sich dieser annimmt. Wenn ich mich in solch ein Gespräch hineinversetze, wäre meine klare Reaktion: Dann frag mich doch gar nicht erst! 

 

Ich fühle mit jedem Menschen mit, der in solch einer Situation ist und dessen Gedanken Karussell fahren bei der Frage, ob das alles richtig war. Dennoch lehne ich sämtliche solcher Anfragen, wie auch diese hier benannte, ganz klar ab, wobei ich genau das erkläre, was ich gerade hier niedergeschrieben habe. Und ich weiß, dass meine Kolleginnen dies ebenso handhaben. Zumindest die, die wie ich bei der wundervollen Christine Beckmann in die Ausbildung gegangen sind. Für mich und uns ist das kein Ethik-Gedöns, sondern ein grundlegender Pfeiler unserer Arbeitsweise. 

 

In diesem Fall wurde mir kurz darauf mitgeteilt, es habe sich eine Tierkommunikatorin gefunden, die das Gespräch mit dem Hund führt. Eine weitere E-Mail meinerseits mit der inständigen Bitte, sich der Verantwortung für die eventuellen Konsequenzen einer Kontaktaufnahme bewusst zu sein, wurde nicht mehr beantwortet. 

 

Meine Bitte an euch ist deshalb: Achtet bei der Wahl einer Tierkommunikatorin darauf, dass sie sich dem Ethik-Code verpflichtet hat. Die meisten von uns erwähnen dies auf ihrer Website, andere bei der Kontaktaufnahme. Spätestens bei solch einer Anfrage sollte das Thema jedoch auftauchen. Das zeigt euch, dass eine Tierkommunikatorin ihre Arbeit und die damit einhergehende Verantwortung sehr ernst nimmt. 

Und abschließend: Wir sind als Menschen vielleicht nicht immer in der Lage, die besten Entscheidungen für unser Tier zu treffen, aber wir treffen die bestmöglichen. Unsere Tiere wissen das. 

 

Wenn ihr weiterlesen möchtet: Hier geht's zum Ethik-Code.